Die Entwicklung von Technologien hat in der Geschichte bereits mehrfach für eine Veränderung in der Arbeitswelt gesorgt. Aktuell halten Digitalisierungstechnologien wie Robotik und KI Einzug in Unternehmen. Doch welche Auswirkungen werden sich daraus ergeben? Fallen ganze Berufsgruppen weg oder werden sich lediglich die Aufgaben ändern? Entstehen Konflikte zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern? Wenn ja, wie lassen sich diese vermeiden?
Revolution oder Evolution?
Im 18. Jahrhundert wurde Muskelkraft in der Produktion mit der Einführung mechanischer Anlagen durch Dampf und Wasser ersetzt. Anfang des 20. Jahrhunderts verbreitete sich der Taylorismus und das Fließband in der Industrie für eine stärkere Aufteilung in geistige und körperliche Arbeit. In den 1970er Jahren traten schließlich die Elektronik und IT ihren Siegeszug in Unternehmen an, um die Produktion zu automatisieren. All diese Umbrüche hatten Gemeinsamkeiten: Sie veränderten unsere Arbeitsweise und sorgten für mehr Effizienz. Einzelne Berufsgruppen wurden obsolet, andere entstanden neu. Insbesondere war jedoch zu beobachten, dass einfache Vorgänge durch Maschinen übernommen wurden, wodurch sich Arbeitnehmer höher qualifizierten Aufgaben zuwenden konnten. Derzeit befinden wir uns inmitten der Digitalisierung. Es stehen Behauptungen im Raum, wonach KI und Robotik schon bald Millionen von Jobs vernichten könnten. Doch handelt es sich tatsächlich um eine Revolution, bei der komplette Berufsbilder verschwinden?
Keine Jobkiller, sondern neue Werkzeuge
Selbstverständlich sorgt die aktuelle Phase der Digitalisierung für Veränderung in Unternehmen. Es sind neue Werkzeuge verfügbar, die sich bereits heute dazu eignen, bestimmte Aufgaben weitgehend eigenständig zu erfüllen. So ist KI beispielsweise in der Lage, standardisierte Kundenanfragen in einer Versicherung zu bearbeiten oder einfache kaufmännische Vorgänge autark abzuwickeln. Die Bediener des Werkzeugs sind aus heutiger Sicht jedoch nach wie vor Menschen in den entsprechenden Berufsgruppen – hier etwa ein Versicherungs- oder Bürokaufmann. Bis auf Weiteres werden Berufe durch die Digitalisierung also nicht ersetzt. Vielmehr ergibt sich eine Veränderung inhaltlicher Art. Einfache Aufgaben werden durch Technologien wie KI übernommen, wodurch sich Arbeitnehmer auf wertschöpfende Tätigkeiten konzentrieren können. Dies betrifft beispielsweise standardisierte Vorgänge oder wiederkehrende Aufgaben. Anstatt fortlaufend Standardabläufe zu bearbeiten, entsteht Raum für kreative Aufgaben. Dies führt einerseits zu einer steigenden Produktivität, andererseits auch zu einer deutlich höheren Motivation. Arbeiten nach „Schema F“ liegt schließlich den wenigsten Mitarbeitern.
Den Übergang vom „Standardsachbearbeiter“ zum Bediener digitaler Technologien sinnvoll zu gestalten, liegt in der Verantwortung der Unternehmen. Zunächst gilt es, Technologien wie KI so zu entwickeln und einzusetzen, dass eine möglichst hohe Anwenderorientierung gegeben ist. Zudem müssen Szenarien und Aufgaben identifiziert werden, in denen „Digitalisierung“ tatsächlich Sinn macht. Werkzeuge wie KI sollten nicht aus Prestigegründen oder zum Selbstzweck eingesetzt werden. Sie müssen einerseits einen wirtschaftlichen Mehrwert generieren und dürfen andererseits den menschlichen Arbeiter nicht ausbremsen.
Sowohl in Büroberufen als auch in technischen Berufsbildern sollte das Personal nicht einfach mit der Digitalisierung konfrontiert werden. Hierdurch wären Ängste und Konflikte vorprogrammiert. Unternehmen müssen ihre Mitarbeiter sensibilisieren, die Vorteile der Veränderung aufzeigen sowie bei der Einführung digitaler Werkzeuge beteiligen. Zudem sind Qualifizierungsmaßnahmen erforderlich. Entsprechende Weiterbildungen müssen sich einerseits mit der sinnvollen und korrekten Bedienung neuer Systeme befassen, andererseits den Einstieg in Aufgaben mit höherem Qualifikationslevel erleichtern.
Arbeitgeber in der Pflicht